Frankreich
Die französische Baubranche: Zwischen wirtschaftlichen Schwierigkeiten und ökologischer Transformation
Die Bauindustrie in Frankreich steht vor bedeutenden Herausforderungen und Chancen, vor allem aufgrund von Arbeitskräftemangel und der Notwendigkeit, Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Besonders der Wohnungsbau leidet unter der Inflation und hohen Zinsen, mit einem prognostizierten Rückgang von 21,3 Prozent im Bauvolumen für 2024. Der Branchenverband Fédération Française du Bâtiment erwartet eine Rezession im Gebäudebau mit einem Umsatzrückgang von 5,5 Prozent im Jahr 2024.
Hingegen bleibt der Industrie- und Infrastrukturbau stabil, mit einer erwarteten Umsatzsteigerung von 4 Prozent im Jahr 2023 und einem prognostizierten Wachstum von 2 Prozent für 2024. Aufgrund des Rückgangs am Wohnungsbau sind die langfristigen Aussichten trüb, mit drohenden Unternehmensschließungen und branchenübergreifenden Entlassungen von etwa 90.000 MitarbeiterInnen.
Die französische Regierung hat bis dato keine Sonderprogramme zur Unterstützung des Sektors vorgelegt. Bis 2026 sollten außerdem rund 500 Millionen Euro in den sozialen Wohnungsbau und Studentenwohnheime investiert werden. Diese Ankündigung wurde jedoch noch nicht umgesetzt.
Strengere Regulierungen im Bereich Energieeffizienz forciert Renovierungen
Bauunternehmen in Frankreich fokussieren sich verstärkt auf die energetische Sanierung von Gebäuden, angetrieben durch die strengen Anforderungen der Energieeffizienzrichtlinie RE 2020 und des Décret Tertiaire. Seit der Einführung der RE 2020 am 1. Januar 2022 gelten strikte Bauvorschriften zur Reduktion von Treibhausgasemissionen. Diese Vorschriften verlangen verbesserte Energieeffizienz, den Einsatz erneuerbarer Energien sowie höheren Wohnkomfort durch bessere Isolierung und umweltfreundliche Materialien, und betreffen Neubauten sowie vermieteten Wohnraum. Ab 2025 dürfen die ineffizientesten Wohnungen nicht mehr vermietet werden.
Das Ministerium für die Energiewende schätzt, dass 17,8 Prozent des Wohnungsbestands, oder 5,2 Millionen Einheiten, dringend renoviert werden müssen, um den neuen Standards zu entsprechen, mit einem Ziel von jährlich 370.000 Renovierungen bis 2030 und 700.000 ab 2050.
Zusätzlich gilt seit 2019 die Verordnung Décret tertiaire, die von gewerblichen Gebäuden eine Reduktion des Endenergieverbrauchs um 60 Prozent bis 2050 verlangt. Dies erhöht die Anforderungen an die Energieeffizienz im Gewerbebau. Die staatliche Förderung unterstützt diese Bemühungen erheblich, insbesondere durch Programme wie MaPrimeRénov‘, das 2024 über 5 Milliarden Euro bereitstellt, sowie Energiesparzertifikate CEE, die zwischen 2022 und 2025 eine Einsparung von 3.100 Terawattstunden Strom anstreben.
Wettbewerbsintensiver Markt mit Chancen für (nieder)österreichische Unternehmen
In Frankreich dominieren die Baugroßkonzerne Vinci, Bouygues und Eiffage den Infrastrukturbau, wobei Großprojekte meist an eines dieser international tätigen Unternehmen vergeben werden. (Nieder)österreichische Firmen können jedoch als Subunternehmer oder durch Partnerschaften mit lokalen Firmen teilnehmen. Besonders gefragt sind Spezialtechnologien bzw. umweltfreundliche Bautechnologien, die Treibhausgasemissionen reduzieren oder die Energieeffizienz verbessern. Aufgrund strikter Baugesetze und Gewährleistungspflichten in Frankreich, inklusive einer zehnjährigen Haftung für Baumängel, ist ein unabhängiges Marktagieren für ausländische Unternehmen jedoch herausfordernd.
Seit dem 1. Mai 2023 müssen Unternehmen in Frankreich die Entsorgung von Baumaterialien sicherstellen. Große Akteure wie Lafarge und Holcim investieren verstärkt in das Recycling von Baustoffen. Lafarge hat 2,5 Millionen Euro in die Umwandlung von Abbruchbeton investiert, Holcim plant, ab 2027 recycelten Beton anzubieten. St. Gobain fördert ebenfalls die Wiederverwertung von Bauglas. In Frankreich besteht ein hoher Bedarf an thermischer Sanierung und Modernisierung von Gebäuden, mit einem Marktpotenzial von 14 Milliarden Euro. Bis 2050 sind Investitionen von 30 Milliarden Euro geplant, davon 6,7 Milliarden für energetische Renovierungen.
Quellen: Germany Trade & Invest (GTAI),
Branchenreport Frankreich | Green Building & energieeffizientes Bauen, Aussenwirtschaft Austria
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