Schweden
GreenTech & Kreislaufwirtschaft – Technologien für eine grüne Zukunft
Schweden zählt zu den nachhaltigsten und „grünsten“ Ländern der EU. In unserer dreiteiligen News-Serie „Schweden: Green Tech & Kreislaufwirtschaft, Green Mobility & Infrastructure, Smart Manufacturing & Energieeffizienz“ nehmen wir das Land genauer unter die Lupe. Was macht Schweden konkret und auf welche Projekte und Maßnahmen setzt das nordische Land? In diesem Artikel gehen wir näher auf die Bereiche GreenTech & Kreislaufwirtschaft in Schweden ein.
GreenTech, auch bekannt unter den Begriffen CleanTech und Umwelttechnik, umfasst Dienstleistungen, Produkte und Technologien, die darauf abzielen, die Umweltbelastungen zu vermeiden, umweltschädliche Praktiken zu verhindern und den gesamten Produktlebenszyklus auf eine Kreislaufwirtschaft auszurichten, um Abfälle zu minimieren.
Schwedens ehrgeizige Klimaziele
Schweden hat hohe Ansprüche an sich selbst, wenn es um das Thema Nachhaltigkeit geht. Die Klimaziele, die in der staatlichen Strategie „Fossilfreies Schweden“ enthalten sind und auch das Thema Abfallwirtschaft beinhalten, sind ambitioniert. Bis 2045 will Schweden die inländischen Emissionen auf Netto-Null reduzieren. Auch die sogenannten „grauen Emissionen“, die beim Konsum ausländischer Güter entstehen, sollen bis 2045 auf Netto-Null zurückgefahren werden. Außerdem sollen die eigenen Exporte einen Klimanutzen haben. Das bedeutet, dass schwedische Exporte einen deutlich geringeren CO2-Fußabdruck haben sollen als Produkte aus anderen Ländern. Das Ziel: klimafreundlichere Stahl- und Forstprodukte sowie Strom. Auch die Entwicklung neuer Recyclingtechnologien und die Förderung einer möglichst zirkulären Wirtschaft stehen im Fokus.
Infobox: Was sind „graue“ Emissionen? Treibhausgasemissionen werden grundsätzlich dem Land zugerechnet, in dem sie entstehen, das gilt auch für Exporte (Territorialprinzip). Für Länder mit hohen Exportüberschüssen, wie z.B. China, wirkt sich dies nachteilig aus. Sinnvoller wäre es, die Emissionsbilanz importierter Produkte nach dem Konsumprinzip zu berücksichtigen. Genau das will Schweden als erstes Land der Welt tun.
Recyclingrohstoffe für eine nachhaltigere Kreislaufwirtschaft
Um unabhängig von importierten Produkten und deren hohen „grauen Emissionen“ unabhängig zu werden, nimmt Schweden die Bereitstellung und Beschaffung von Rohstoffen genauer unter die Lupe. Dies betrifft die verwendeten Materialien, Produktzyklen, regionale Strukturen und die Transportwege. Auch Nachhaltigkeitslabels und die zunehmende Selbstversorgung mit Recyclingrohstoffen stehen auf Schwedens Prioritätenliste weit oben. Denn Schweden ist ein Importland. Rund 60 Prozent seines Klimagasausstoßes ist den „grauen Emissionen“ zuzurechnen, die im Ausland entstehen.
Reform der Abfallwirtschaft
Obwohl das Thema Nachhaltigkeit in Schweden einen hohen Stellenwert hat und das Land als Vorreiter gilt, kann es bei den absoluten Recyclingquoten nicht mit anderen EU-Ländern mithalten. Das hat einen Grund: Schweden setzt rund die Hälfte der Haushaltsabfälle zur Energieerzeugung ein. Dabei hat Schweden einen natürlichen Standortvorteil in Form von schier endlosen Wäldern. Entsprechend viele Wald- und Holzabfälle stehen dem Land zur Verfügung, die immerhin 42 Prozent der Gesamtmenge ausmachen. Dennoch sind die Waste-to-Energy-Anlagen mit den anfallenden Abfällen nicht ausgelastet, so dass zusätzliche Mengen importiert werden müssen. Sie kommen vor allem aus Großbritannien und Norwegen. Das schlägt sich auch beim Circularity Gap Report nieder. Nur 3,4 Prozent der in Schweden genutzten Ressourcen werden auch wieder in die Kreislaufwirtschaft zurückgeführt und recycelt. Zum Vergleich: Österreich recycelt immerhin 9,7 Prozent, weltweit sind es 8,6 Prozent.
Recycling-Einkaufszentrum in Eskilstuna
Eine funktionierende Kreislaufwirtschaft ist Schwedens langfristiges Ziel. Ein Vorzeigeprojekt ist das Recycling-Einkaufszentrum in Eskilstuna. Es ist das weltweit erste Einkaufszentrum, das sich auf gebrauchte und recycelte Produkte spezialisiert hat und 2015 eröffnet wurde. Es beherbergt etwa 14 Geschäfte, die eine Vielzahl von Second-Hand-Waren, von Kleidung und Möbeln bis hin zu Elektronik und Baumaterialien, anbieten. Das Einkaufszentrum arbeitet eng mit lokalen Unternehmen zusammen, um sicherzustellen, dass alle Produkte geprüft, gereinigt und repariert werden, was zur Abfallreduzierung und Schaffung von Arbeitsplätzen beiträgt. Zusätzlich bietet ReTuna regelmäßig Workshops und Vorträge zu Nachhaltigkeit und Umweltschutz an, um das Bewusstsein der Gemeinschaft zu schärfen. Ein Recyclingzentrum ist ebenfalls Teil des Einkaufszentrums, das gebrauchte Gegenstände sammelt, sortiert und entweder recycelt oder repariert, um sie in den Geschäften wiederzuverkaufen.
Schweden – ein Mekka für GreenTech-Unternehmen
Schweden verfügt über ein boomendes GreenTech-Ökosystem, das auch als „Sustainability Valley“ bekannt ist. Das Land beheimatet viele große und kleine Akteure in diesem Bereich. Ein Beispiel ist Northvolt AB, das Batterien für Elektrofahrzeuge für Europas größte Autohersteller produziert. An der Westküste entwickelt das Start-up Aerospace AB ein 30-sitziges Elektroflugzeug, das bereits von United Airlines und Air Canada bestellt wurde und 2028 ausgeliefert werden soll. In Stockholm hat das Start-up X Shore AB ein batteriebetriebenes Boot entwickelt, das als „Tesla der Freizeitboote“ gilt. Das Start-up Einride AB baut in der Nähe von Göteborg Elektro-Lkw für Oatly Group AB und testet fahrerlose Lkws auf amerikanischen Straßen.
Schweden hat – dank qualifizierter Fachkräfte – ausreichend Investitionskapital und Investitionen in erneuerbare Energien eine führende Rolle bei GreenTech-Start-ups eingenommen. Das Land verzeichnet die höchsten Technologieinvestitionen pro Kopf in Europa.
Laut der Unternehmensberatung McKinsey & Co. sind in den nordischen Ländern, die nur zwei Prozent zum weltweiten Bruttoinlandsprodukt beitragen, zwölf Prozent der 100 „nachhaltigsten“ Unternehmen der Welt angesiedelt. Darüber hinaus könnten diese Unternehmen in diesen Regionen bis zu einer Million Arbeitsplätze schaffen.
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